Jugendhauses Hahnebaum

Das Jugendhaus in Passeier

Jugendhauses Hahnebaum

Jugend und Faschismus

Die Balilla (Opera Nazionale Balilla, kurz ONB) wurden 1926 als Jugendorganisation der Faschistischen Partei Italiens gegründet. Die Idee der Balilla wurde in Deutschland zum Vorbild für die Hitler-Jugend. Der Name leitet sich vom Spitznamen von Giovanni Battista Perasso ab, der 1746 einen Aufstand gegen die österreichische Besatzung von Genua anführte.

1926 beauftragte Benito Mussolini Renato Ricci mit der Reorganisation der Jugend in moralischer und physischer Sicht. Ein Gesetz vom 3. April 1926 brachte die Gründung der ONB. Ergänzend zur Schule sollte die ONB sich der Betreuung und der physischen und moralischen Erziehung der Jugend widmen. Die Kinder und Jugendlichen (8-18 Jahre) wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Balilla und Avanguardisti. In den folgenden Jahren hat die faschistische Regierung alle anderen Jugendorganisationen aufgelöst. Nur die Jugendgruppen der Katholischen Aktion blieben wegen des Konkordates bestehen, mussten ihre Arbeit aber einschränken.
Die ONB war folgend aufgeteilt:

  • Balilla (Junge zwischen 8 und 14 Jahren).
  • Piccole italiane (kleine Italienerinnen, Mädchen zwischen 8 und 14 Jahren).
  • Avanguardisti (männliche Jugend zwischen 14 und 18 Jahren).
  • Giovani Italiane (junge Italienerinnen, weibliche Jugend zwischen 14 und 18 Jahren).
  • Später kamen die Figli della Lupa (Kinder der Wölfin, 6 bis 8 Jahre) dazu.

Zu den Demonstrationen der Balilla gehörten auch jährlich stattfindende nationale Treffen, die Campo Dux genannt wurden und von den Mitgliedern der Vereinigung mit den besten sportlichen Leistungen besucht wurden. Eines der Treffen fand zum Beispiel 1934 in Bologna statt.

Einblicke in diese Zeit und die Balilla in Platt gibt die Schulchronik des Dorfes (1999). Der Autor Arnold Rinner zeichnet anhand originaler Quellen und mit Zeitzeugenbefragungen den Schulalltag unter dem Faschismus und Begebenheiten rund um die Balilla nach (Rinner, S. 23-29).

Literatur und Quellen:

Giovanni Levi, Jean-Claude Schmitt (Hrsg.), Geschichte der Jugend. Band 2. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Frankfurt am Main 1997, S. 309-342.

Gottfried Solderer (Hrsg.), Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Band 2. 1920-1939: Faschistenbeil und Hakenkreuz, Bozen 2000.

„Opera nazionale balilla“, in: Wikipedia (ital.).

Arnold Rinner, 225 Jahre Schule Platt in Passeier 1774-1999, Frangart 1999.

Jugend in der Hitler-Zeit

Die Hitler-Jugend (HJ) wurde auf dem 2. Reichsparteitag der NSDAP vom 3./4. Juli 1926 in Weimar als nationalsozialistische Jugendbewegung gegründet. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wandelte sich die HJ durch das Verbot sämtlicher konkurrierender Jugendverbände von einer Parteijugend zur Staatsjugend. Die anfangs noch formell freiwillige Mitgliedschaft wurde am 1. Dezember 1936 durch das „Gesetz über die Hitler-Jugend“ und am 25. März 1939 durch die Einführung der „Jugenddienstpflicht“ zur Zwangsmitgliedschaft. Die Zahl der HJ-Mitglieder stieg von rund 100.000 im Jahr 1932 auf 8,7 Millionen 1939. Nach Einführung der Zwangsmitgliedschaft waren nahezu alle Jugendlichen Mitglied der HJ.

Bereits im Juli 1933 gab es entsprechende Bestimmungen für die „HJ-Gliederungen“:

  • Das Deutsche Jungvolk (DJ) umfasste nun die 10- bis 14-jährigen Jungen, genannt Pimpfe.
  • Der Jungmädelbund (JM) umfasste die 10- bis 14-jährigen Mädchen.
  • Die eigentliche Hitlerjugend umfasste die 14- bis 18-jährigen Jungen.
  • Der Bund Deutscher Mädel (BDM) die 14- bis 18-jährigen Mädchen. Später wurde der BDM auf 17 Jahre Höchstalter begrenzt, ihm folgte
  • Das BDM-Werk Glaube und Schönheit für 17- bis 21-jährige Mädchen.

Die nationalsozialistische Jugend- und Bildungspolitik konnte 1933 nicht auf einen Schlag umgesetzt werden, sondern verdrängte das Erziehungssystem der Weimarer Republik schrittweise:

  • Phase der Machtsicherung (1933-1935): ohne tiefere Eingriffe in das Schulwesen bis auf Entlassungen politisch unerwünschter Pädagogen, Zentralisierung und Gleichschaltung von Staat und Gesellschaft, neue Jugendorganisationen.
  • Phase der Kriegsvorbereitung (1936-1940): Eingriffe in die Schulstruktur, neue Lehrpläne, obligatorische Hitlerjugend und Lagererziehung, Ausgrenzung, Neuordnung der Lehrerbildung. Im Dezember 1936 wurde für die Jungen der 12. Klasse die 13. Klasse ersatzlos gestrichen, um 1939 zwei Offiziersjahrgänge zu erhalten.
  • Phase der Machterweiterung und Zerfall (1941-1945): Kriegsmangelsituation, Rekrutierung von Schülern (Flakhelfer, Volkssturm) in der Endphase, Minimalisierung von Bildung in den besetzten Gebieten.

Die gesetzlich geregelte „Jugenddienstpflicht“ betraf alle Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren und war an zwei Tagen pro Woche abzuleisten. Im Mittelpunkt der nach dem „Führerprinzip“ geordneten Organisationen stand die körperliche und ideologische Schulung; sie umfasste rassistische und sozialdarwinistische Indoktrination und gemeinsame Wanderungen bzw. Märsche und körperliche Übungen im Freien. Diese sollten schon die zehnjährigen männlichen Jugendlichen abhärten und langfristig auf den Kriegsdienst vorbereiten. Das Einüben von Befehl und Gehorsam, Kameradschaft, Disziplin und Selbstaufopferung für die „Volksgemeinschaft“ gehörten zu den vorrangigen Erziehungszielen. Im Zweiten Weltkrieg versahen HJ-Einheiten soziale, polizeiliche und militärische Hilfsdienste. Seit Anfang 1943 wurden sie teils als Flakhelfer eingesetzt, in den letzten Wochen des Krieges auch im Volkssturm (hohe Verluste).

Nachdem sie bereits gegen Kriegsende im April/Mai 1945 faktisch aufgehört hatte zu bestehen, wurde die HJ am 10. Oktober 1945 zusammen mit allen übrigen der NSDAP angeschlossenen Organisationen verboten und aufgelöst.

Literatur und Quellen:

Michael H. Kater, Hitler-Jugend, Darmstadt 2005.
Hansjoachim W. Koch, Geschichte der Hitlerjugend. Ihre Ursprünge und ihre Entwicklung 1922-1945, Percha am Starnberger See 1975.
Giovanni Levi, Jean-Claude Schmitt (Hrsg.), Geschichte der Jugend. Band 2. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Frankfurt am Main 1997, S. 343-374.
„Hitler-Jugend“ und „Erziehung im Nationalsozialismus“, in: Wikipedia.
Deutsches Historisches Museum, Die Hitler-Jugend (HJ) 1933-1939, in: [http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/organisationen/jugen]