Jugendhauses Hahnebaum

Das Jugendhaus in Passeier

Jugendhauses Hahnebaum

Sagen

VON DER IMIST-KASER
In der Imist-Kaser, die im Tal Pfelders liegt, geht eine Sennin als Gespenst um. Leute, die dort über Nacht blieben, sahen oft die Sennin. Sie machte Feuer und kochte dabei, oder sie spülte die Butten und Schaffe. Einmal hatten Wildschützen, die in aller Früh auf die Jagd gehen wollten, ihre Nachtherberge in der Imist-Kaser genommen. Gegen Mitternacht wurden sie plötzlich in ihrem Schlafe gestört, denn die Sennin ging geschäftig hin und her, machte Feuer und kochte ein Rahmmus. Als die fette Kost bereitet war, winkte sie den Jägern, zum Herde zu kommen und zu essen. Doch diese erschraken, und keiner wollte der Einladung nachkommen. Als die Sennin dies sah, seufzte sie laut auf und verschwand. (Passeier.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 400, S. 233

 

Der Lorgg am Schneeberg
Wenn’s hoch am Schneeberg friert und schnei’t,
Da fühlt der Lorgg wohl Herzeleid
Doch weiß er Rath.
Am Hintersee die Alphütt‘ nett,
Da d’rinn liegt Heu – ein warmes Bett,
Trotz Schnee und Wind.
Das ist dem Lorgg ein liebes Haus,
Da geht er täglich ein und aus,
Und bleibt die Nacht.
Einst kam der Lorgg – kein Platz ist mehr:
Vier Bursche drinnen lachen sehr,
Dem Lorgg zu Leid.
Sie hatten keck den ganzen Tag,
Das Bett genommen in Beschlag,
Und höhnen frech.
Der Lorgg wird zornig, springt hervor
Und hebt die Hütte hoch empor,
Und rollt sie ab.
Sie rollt ins Thal – der Lorgge lacht,
Die Bursche jammern durch die Nacht, –
O weh! o weh!
Der Lorgg lacht bis zum Molrenroth,
Die Bursche waren mausetodt:
Reizt Lorggen nie!

Quelle: Die Alpenzither aus Tirol, Gedichte und Erinnerungsblätter aus den Jahren 1848 und 1849, Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Innsbruck 1855, S. 150f

 

DER SCHNEEBERGER NORGG
Am Schneeberg trieb ein Norgg sein Wesen, der war einer Kuhdirn auf einer Alm gar sehr behilflich mit Hütenhelfen und mit Verrichtung von allerlei vorkommenden Stallarbeiten, dafür setzte sie ihm täglich ein Näpfchen frische und gute Milch hin.
Allein: mochte nun der Norgg dieser Dirn einen Possen gespielt haben, oder sie sonst unwirsch auf ihn geworden sein – kurz, sie meinte, es tue es auch geringere Milch, und weil die vom Norgg so überaus wohl gepflegten Kühe keine geringe Milch gaben, so panschte sie diejenige Milch, die sie des Nachts vor die Türschwelle ihrer Lagerstatt hinstellte, mit schnödem Wasser.
Kaum war das zum ersten Male geschehen, so war es auch zum letzten Male gewesen: denn der Norgg, aufgebracht über diese Undankbarkeit, kam mit seinem Milchnäpfchen in die Stube, schüttete,der Dirn die Milch ins Gesicht, und wo ein Tropfen Milch hinfiel, entstand gleich ein schwarzer Tupfen, der nie wieder von der Haut ging; darauf hieß die Dirn nach dem gefleckten Panthertier nur mehr der „Norggenpardel“ und bekam nie einen Mann.

Quelle: Alpenburg, Johann Nepomuk Ritter von, Mythen und Sagen Tirols. Zürich 1857. S. 116

 

DAS SALTNUSSER NÖRGGELE
Zu Saltnuss in Passeier lebte vorzeiten ein dienstfertiges Männlein. Dem mußte man am Abend das Korn nur in die Mühle stellen – am Morgen darauf war es dann sicher zu Mehl verarbeitet! Auch sonst ließ es sich recht gern gebrauchen. Und wenn es einmal nichts zu tun hatte, kam es zu den melkenden Mägden in den Stall und brachte sie mit allerlei Grimassen und lustigen Reden zu lachen.
Alle hatten es darum gern, das Nörggele. Und da der Bauer sah, daß das Männlein ein gar altes und schon mehrfach zerrissenes Röcklein besaß, gedachte er, ihm ein neues zu schenken. Er ließ also ein neues machen und stellte es ihm am Abend in die Mühle.
Als das Nörggele kam und sein neues Röcklein sah, fing es aber an zu weinen und jammerte:
„Jetzt muß ich mit meinem Gehüder und Gezüder 
lei ins Ötztal hinüber!“
Mit diesen Worten entfernte es sich, ließ das Korn unberührt und war seit der Nacht verschwunden – wohl ins Ötztal hinübergewandert!

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol. Innsbruck 1859. S. 40 f.

 

Die Schneeberger Fei
Die Glocke ruft
Durch Weg und Kluft
Maria Schneefest*) ist heute!
Zum Kirchlein hoch
Am Felsenjoch Pilgern schon lange die Leute.
Der Kirchthurm [Kirchturm] winkt.
Das Kreuz drauf blinkt.
Der Wildschütz ist nicht zu bekehren.
Die Jauffenfei
Ruft oben frei:
Zurück, um Maria zu ehren!
Der Jäger lacht,
Treibt fort bis Nacht,
Die Gemse liegt tödtlich [tödlich] getroffen.
Die Fei doch winkt.
Der Schütz versinkt:
Der Grabpfuhl ist heute noch offen!
*) Am 5, August, dem Feste Maria Schnee wird in der von Bergknappen erbauten Frauenkirche zu Schneeberg bei Sterzing das Kirchweihfest gefeiert, welches von unzähligen Pilgern aus Ridnaun, Ratschings und Passeier besucht wird. Im Wirthshause [Wirtshause] liegt ein höchst interessantes Fremdenbuch auf.

Quelle: Märzenveilchen, Johann Nepomuk von Alpenburg, Innsbruck 1855, S. 29

 

Der Schweinstrog
In der Seberalm hat ein Schneeberger Knappe vor uralten Zeiten einen Schweinstrog voll Geld unter einem Steine versteckt. Oft wollten Leute diesen Schatz heben, doch lange vergebens. Erst im vorigen Jahre ist der Trog fortgekommen. Denn als zwei Bauern im vorletzten Herbst (1857) die Steinplatte suchten, war dieselbe nicht mehr zu finden. An ihrer Stelle war ein Loch, so groß wie ein Schweinstrog. (Passeier.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 573, Seite 328

 

DER ÜBELSEE BEI STULS
Nicht weit von Stuls liegt auf einer schönen Alm der übelsee. Er hat seinen Namen nach dem üblen Ruf erhalten, in dem er steht, da er nämlich von Hexen bewohnt sein soll. Wie man sagt, soll der Boden dieses Sees aus lauter Erz bestehen und sich auf seinem Grunde sehr viel Gold befinden.
Vor Zeiten lief einmal eine scheugewordene Kuh in diesen See und verschwand sofort in den Fluten; die Hexen hatten sie in die Tiefe gezogen. Von der Kuh hat man nie mehr etwas gesehen; den Schellenbogen aber, den sie um den Hals gehabt hatte, fand man später samt der Schelle unten im Sterzinger Moos. Denn dort kommt der unterirdische Abfluß des Übelsees zutage.
Gefährlich ist’s auch, am Ufer dieses Sees einzuschlafen. Ein Hirte, der sich einst auf dem grünen Ufer des Sees hingestreckt hatte und alsbald eingeschlafen war, wurde plötzlich durch den Biß einer Eidechse aufgeweckt – und lag schon halb im Wasser! Der See war während seines Schlafes so hoch gestiegen, und wenn ihn die Eidechse nicht geweckt hätte, so hätte er unzweifelhaft ertrinken müssen! Die Eidechse aber ist niemand anders, als die Muttergottes gewesen, welche den frommen Hirten auf diese Weise aus der Gewalt der Hexen befreite.

Quelle: Menghin, Alois, Aus dem deutschen Südtirol. Mythen, Sagen, Legenden und Schwänke, Sitten und Gebräuche, Meinungen, Sprüche, Redensarten etc. des Volkes an der deutschen Sprachgrenze. Meran 1884. S. 51 – 53

 

WILDER MANN
Beim hangenden Ferner hauste ein wilder Mann. Er war so groß, daß er Stutzen (Beine) wie Bäume hatte und in drei Hüpfen vom hangenden Ferner nach Plan sprang. (Passeier)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 169, Seite 105

 

Sagen Rabenstein

Die Sagenwelt: Sagen und Erzählungen um den Kummersee und um Rabenstein

Geschichten um den Kummersee:
Der Teufel benutzte nicht selten den Kummersee als Bad, tauchte darin auf und nieder und brüllte dazu, daß es durch ganz Hinterpasseier hilderte. Zur Beschwörung gelobten die Umwohner eine jährliche Bittprozession an den See. Aber in guter Zeit schlief die Furcht und das Gedächtnis ein und niemand besann sich mehr auf das Gelöbnis und den Teufelsbann durch die Wallfahrt. So erfolgten immer wieder die fürchterlichen Ausbrüche als Strafe für die Unterlassungssünden der Hinterpasseirer.
Quelle

Viel am Kerbholz hatte auch ein Klausenmann, der als Dammwächter achthaben sollte auf des Sees Steigen oder Fallen, um zu wehren, abzuleiten und zu warnen. Dazu war ein gewissenhafter und frommer Mann nötig, der nicht nur arbeitete, sondern auch betete und den See segnete, damit der Teufel nicht sein beliebtes Seebad nehmen könne. Doch der Klausenmann scheint es mit der Zeit auch mit oberwähnten Hinterpasseirern gehalten zu haben und auf weltliche Abwege geraten zu sein. Kurz, der böse Feind erhielt abermals Macht, und es erfolgte der fürchterlichste Ausbruch, der ganz Passeier zu einem See machte, darin auch der ruchlose Klausenmann gebührlich ersoffen ist. Seine Ruhe konnte er aber nicht finden, sondern er „geistert“ bisweilen durch jene grasbewachsene Ödnis, die sich jetzt an Stelle des abgelaufenen Sees ausbreitet. Am Wege steht ein Fels, genannt „z‘ Gsteig“, an den sich ein Kapellchen lehnt. Dort hört man es oft seufzen und sieht die dunkle Gestalt des Klausenmannes vorüberhuschen.

An einer Wand der Meraner Heiliggeist (Spital-) Kirche ist ausführlich zu lesen, wieviel Kummer der Kummersee den Meranern gekostet hat. Am Mauritiustage Anno 1419 sollen die wilden Wasser einen Priester vom Altare hinweggerissen haben. Die Fluten zerstörten das Spital und einen Teil der Stadt. Das Wasser brachte auch ein Kind in der Wiege daher und darauf saß eine Katze, „zweifelsohne sich vor dem Wasser zu salvieren.“ Alle drei: Wiege, Kind und Katze wurden erst im Unterland unversehrt herausgefischt, siehe Gedicht „Winnebacher“ weiter oben. Außer den gemeinschaftlichen Bittgängen sind die Wallfahrten Einzelner aus allen erdenklichen Beweggründen, die das Leben schafft, gebräuchlich, hat man das Gelöbnis zu einer Wallfahrt, z. B. nach der Mörre (Passeiertal), gemacht, ist man verpflichtet, es genau so zu halten, stellen sich aber der Ausführung wesentliche Hindernisse entgegen, kann jemand anderer dafür auf die Pilgerschaft geschickt werden.

„Erzherzog  Ferdinand ließ alle Lustbarkeiten verbieten und
gebot hingegen, überall öffentliche Bittgänge und Prozessionen abzuhalten, um den Zorn Gottes zu besänftigen.
Abgesehen von den ungewöhnlichen Erdbeben bedrückte der Ausbruch des Passeirer Sees und die Überschwemmung der Passer, welche am 21. Mai die kurz vorher wieder in Standgesetzten Mauern der
Stadt Meran wieder unterspülte und auch die Felder verwüstete“ Annales Maienses, 1572

Die Menschen waren überzeugt, daß die Kummersee-Ausbrüche mit der Gunst Gottes zu tun hatten und der Teufel mitspielte.